Blogparade: Liebes Tagebuch VIER



Tagebuch schreiben war mir immer ein Bedürfnis. Jemanden meinen Kummer, meine Freude anvertrauen, ohne bewertet zu werden. Mich “ausquatschen” zu können, ohne einen erhobenen Zeigefinger zu sehen. Oder um bestimmte Momente nicht zu vergessen.
Heute – mit 45 Jahren – habe ich elf Tagebücher in gedruckter und geschriebener Form. Sie gehören zu den kostbarsten Besitzen, die ich habe.

Angefangen habe ich mit einem Schulheft. Da war ich vielleicht acht oder neun Jahre alt. Die Einträge waren damals natürlich nicht lang. In etwa so: “Heute war ich in der Schule” oder “Heute war ich im Garten”.
Das änderte sich dann im Teenie-Alter, als Mitmenschen interessanter wurden. Oder ich schriftlich überlegte, warum ich manche Leute doof fand. Oder ich mich ungerecht behandelt fühlte. Mein Tagebuch war meine beste Freundin.

Irgendwann – ich glaube, ich war dreizehn oder vierzehn – fand meine Oma (bei der ich gewohnt habe) diese Tagebücher und hat sie gelesen. Das war das vorläufige Ende meiner Aufzeichnungen. Ihr hat es nicht gefallen, was ich über manche Menschen geschrieben hatte. Dass es ja nur meine Stimmungen waren, hat sie nicht weiter interessiert. Ich musste mich von meinen kindlichen Gedanken trennen (d. h. alles zerreißen und keine neuen mehr anfangen). Habe danach ausführliche Kalendernotizen gemacht mit nur mir verständlichen Abkürzungen und Zeichen. Mit sechzehn hab ich einen Stenografie-Kurs mitgemacht. Steno war toll. Das konnte keiner aus meinem Umfeld lesen.

Als ich dann irgendwann meine eigene Wohnung hatte, startete mein Projekt “Tagebuch” erneut. Aus alten Kalendereinträgen, Briefen, Fotos und anderen Dokumenten rekonstruierte ich meine Vergangenheit. Sicher fehlte dazu die passende Stimmung, aber ich konnte mich noch ziemlich gut erinnern, und es half mir auch, dass ich mich in Situationen ziemlich gut hineinversetzen konnte.

Mit dem ersten Computer, den ich 1995 hatte, schrieb ich nicht mehr vorrangig in Notizbüchern, sondern auf dem PC. Ich fand damals ein Programm, das ich heute noch benutze: “Alltags-Tagebuch”. Es ist schlicht und einfach zu benutzen. Hier kommt ALLES rein – Gedanken, Texte für Blogs, Beschreibung des Tages, wichtige E-Mails und Chats. Man weiß nie, wann ein PC sich mal verabschiedet (das ist mir schon oft passiert und meine Aufzeichnungen waren weg, weil man ja nicht oft genug sichert), deshalb kopiere ich diese Aufzeichnungen in eine Word-Datei und sichere sie auf meiner Amazon-Cloud. Seitdem lebe ich ziemlich entspannt, was mein Tagebuch und sein eventuelles Verschwinden angeht.

Seit drei Jahren bin ich auf Facebook. Anfangs war es noch nicht so schlimm, aber im Laufe der Zeit postete ich erstmal dort, was mich so bewegt. Mein “richtiges” Tagebuch war beleidigt. Mit Recht – wie ich heute finde. Inzwischen bin ich auf dem Weg der Besserung, was Facebook angeht. Schon lange schreibe ich nicht mehr alles, was mein Innenleben betrifft, dort hin. Ich denke, dass mir niemals peinlich sein wird, was in meinen Tagebüchern steht. Einige meiner Postings auf FB dagegen schon. Die lösche ich dann aber auch von Zeit zu Zeit.

Als Fazit denke ich, dass mir das Tagebuch-Schreiben in ziemlich vielen Situationen sehr geholfen hat. Ich bin ziemlich spontan, und manchmal ist es für mich besser, erstmal drüber zu schreiben und nicht gleich zu handeln. Wer weiß, in was ich mich schon alles “reingeritten” hätte, wenn ich manches nicht erst mit mir selbst “ausdiskutiert” hätte.

http://geschichtenundgedanken.wordpress.com/2012/11/26/liebes-tagebuch/

Kommentare

  1. Tagebücher haben mich mittlerweile auch wieder in ihren Bann gezogen. Früher habe ich ständig eines angefangen und wieder aufgehört/ zerissen/ weggeschmissen aus Angst, keines meiner Verstecke wären gut genug dafür.

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