Elf Fragen von schmerzwach an die Autorin Edit Engelmann


Edit Engelmann wurde 1957 in der Nähe von Kassel in Oberhessen geboren und wuchs auch dort auf. Mit Anfang zwanzig zog sie nach Abschluss des Gymnasiums in den Großraum Frankfurt, wo sie in den nachfolgenden Jahren ein Marketingstudium abschloss und ihre ersten beruflichen Schritte unternahm. Schnell wurde ihr klar, dass der Kommunikationsbereich der weitaus interessanteste Bereich im Marketing ist, und sie stürzte sich mit Begeisterung darauf. Schreiben und texten, Zeitungsartikel beurteilen und selbst verfassen gehörte somit zu ihrem ständigen Arbeitsbereich und zu den Tätigkeiten, die ihr ganz besonders ans Herz wuchsen. Im Rahmen ihrer beruflichen Laufbahn bei verschiedenen nationalen und internationalen Konzernen reiste sie viel und verbrachte auch einige Jahre im europäischen und nichteuropäischen Ausland. Hierbei genoss sie es ausgesprochen, neue Kulturen, Denkweisen und Lebensstile kennenzulernen und ausprobieren zu können. Reisen, das Entdecken und Erleben sowie das Sammeln von neuen Erfahrungen gehören auch heute noch zu ihren Leidenschaften. Nach der Jahrtausendwende lernte sie den Griechen kennen, dem sie nicht widerstehen konnte, und zog schon bald darauf nach Athen, wo sie auch heute noch mit ungebrochenem Mut versucht, die Feinheiten der griechischen Sprache zu ergründen. 

1. Wer bist du?
Ich habe dazu mal ein kleines Gedicht geschrieben:

Die existentielle Frage

WAS BIN ICH?
Nur ein klitzekleines Teilchen
Für ein augenblicklich Weilchen
Auf der Erde – das bin ich!

WARUM BIN ICH?
Zu helfen, zu schützen und pflegen
Alles Leben auf dieser Erde zu hegen
Als Hüter des Wissens – darum bin ich!

WAS MACHE ICH?
Das Gegenteil.

2. Was machst du?
Laut Gedicht das Gegenteil. Ehrlich? - Ich bemühe mich, dieses klitzekleine Teilchen zu sein. Die Zeit zu geniessen und zu leben, die ich hier bin, zu helfen wo ich kann, zu hegen und zu pflegen, wo es mir möglich ist, niemandem auf die Füße zu treten, niemanden zu verletzten und trotzdem so zu leben, wie ich will und es für richtig halte. Menschsein eben.

3. Woher kommst du und wohin möchtest du?
Ich glaube ja an die Wiedergeburt. Von daher gesehen wandele ich auf einem Traumpfad, der von der Tiefe der Vergangenheit in das Licht der Zukunft führt. Ich hoffe, dass ich noch ein paar Leben brauchen werde, bis ich das Ende des Traumpfades erreiche. Und in der Zwischenzeit möchte ich alles sehen, erfahren und fühlen, was auf diesem Traumpfad geschieht.

4. Warum bist du Künstler_in geworden?
Bin ich eigentlich nicht mit Absicht geworden. Im Gegenteil. Meine Lehrer in der Schule (Deutsch 4 im Abi) und in Kunst (gar nicht im Abi zum Glück) haben mir immer empfohlen, einen Beruf zu ergreifen, der – um Gottes Willen – nichts mit Kunst, Kreativität oder Schreiben zu tun hat. Deshalb bin ich in die Werbung gegangen, habe Firmenzeitschriften aus der Taufe gehoben, Artikel und Presseberichte verfasst, an der Grafik von Professionellen herumgenölt und die wenige Kreativität, die man mir zugestanden hat, zur Gänze ausgelebt.  Als ich dann nach Griechenland gezogen bin und den 40-Stunden-Tag mit dem Hausfrauendasein getauscht habe, hat mich die Muse geküßt. Kein Wunder –das waren ja schliesslich Griechinnen.

5. Welche Ziele hast du?
Ich möchte als Mensch zwischen Menschen leben. Ich möchte keine hungernden Menschen mehr sehen, die Müllcontainer durchwühlen müssen. Ich möchte keine Polizisten mehr sehen, die wehrlose Demonstranten zusammenschlagen. Ich möchte keine um Brot singenden Kinder in der U-Bahn mehr sehen und keine hochausgebildeten Ingenieure, die für 50 Cent drei Knoblauchzehen am Straßenrand verkaufen. Ich möchte keine Menschen mehr sehen, die über 80 Kilo Lebensmittel pro Jahr wegwerfen, während andere sich das Essen nicht mehr leisten können. Ich möchte keine Menschen mehr sehen, die für 300 Euro arbeiten müssen, wenn die Wohnung schon 600 kostet. Ich möchte keine Menschen mehr von Fabrikwänden begraben sehen, nur damit sich ein Wohlständler zu seinen 50 noch ein 51. T-Shirt in den Schrank auf den Stapel der nicht angezogenen Kleider legen kann. ... ganz zu schweigen von den Kindern, die auf den Wohlstandsmüll- und –abfallbergen der reichen Industrienationen in Drittländern herumturnen und sich Krankheiten holen, um ihre Familien zu unterstützen. 
Weil ich finde, dass das in einer Welt, die genügend Ressourcen für alle hat, einfach unmenschlich ist.

6. Wer oder was inspiriert dich?
Mein Sohn. Er ist ein Freigeist, hat Tausende von Ideen und teilt sie glücklicherweise mit mir. Viele Anregungen bekomme ich auch aus alltagsphilosophischen Gesprächen mit ihm. Außerdem ist er ein brillianter Kritiker.  
Die Natur. Augen auf und zuhören, was der Wind erzählt. 
Der Mensch. 

7. Wann bist du glücklich?
Irgendwann sagte mir einmal ein alter weiser Mann, dass „Glücklichsein“ nicht passiert, sondern dass man es selbst verursacht. Es sei eine Frage der Gedanken, die man denkt. 
Und seitdem versuche ich eben „glückliche“ Gedanken zu denken und mich von den weniger glücklichen zu verabschieden, wenn sie mich überfallen.  Das ist vielleicht keine 100%ige Methode, aber sie klappt ganz gut und ich kann sagen: Eigentlich bin ich ein glücklicher Mensch – denn ich habe ein Dach über dem Kopf, eine gesunde Familie, genügend zu Essen – und kann machen und denken, was ich will.

8. Wie sieht dein perfektes Leben aus?
Ein perfektes Leben möchte ich ja gar nicht. Wir leben in einer dualen Welt. Somit erleben wir nicht nur das perfekte Leben, sondern gleichzeitig auch notwendigerweise das Gegenteil. Und dieses Gegenteil wäre was? ... Furchtbar? Elendig? Abscheulich? – Dann doch lieber ein unperfektes Leben – die Tiefen frauhaft erträgen und die Höhen dämlich geniessen.

9. Was würdest du tun, wenn du ein Tag lang König_in von Deutschland wärst?
Die Regierung und das Geld abschaffen. Und dann mal schauen, wie sich der Mensch arrangiert. Ich glaube nämlich, dass der schlauer ist und sich besser und menschlicher organisiert, als wir alle denken.

10. Wovon hast du als Kind geträumt?
Als Jane im Urwald zu leben oder mit Mr. Spock auf Reisen zu gehen.

11. Worauf könntest du verzichten und worauf überhaupt nicht? 
Ich sagte oben, ich wäre ein glücklicher Mensch, denn denn ich habe ein Dach über dem Kopf, eine gesunde Familie, genügend zu Essen – und kann machen und denken, was ich will. Darauf möchte ich nicht verzichten.  Alles andere kann – muss aber nicht. Außerdem hätte ich gerne eine saubere Luft zum Atmen, sauberes (d.h. auch nicht chemisch malträtiertes) Wasser und Nahrungsmittel, die noch echte Nahrung und kein Ersatzplastik ist.

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