Batucada Frankfurt 3/3

Samstag, 24.1., 14.20 Uhr: Wir stehen in der Halle 2 des Frankfurt LAB, die Gruppe ist das erste Mal vollständig. Die 14 Frankfurter Tänzer*innen lernen die anderen 27 kennen, die meisten aus Brasilien, Teresina und Recife, dann ein paar aus Belgien, die meisten davon mit einer anderen Herkunft, eine Finnin, ein Mann aus Burkina Faso, eine Kolumbianerin. Es gibt einen inneren und einen äußeren Kreis. Wir lernen uns in einer Art Speeddating kennen. Der innere Kreis muss sich weiter drehen. Wir umarmen uns zur Begrüßung, versuchen herauszufinden, in welcher Sprache wir uns verständigen könnten. Es wird die nächste Zeit ein Sprachbad von Englisch, Französisch, Portugiesisch und Deutsch. Ja, wir lernen uns kennen – und bereits jetzt spüre ich, dass da ganz besondere Menschen sind. 



Samstag, 24.1., 15.35 Uhr: Die Brasilianer*innen sehen ihren ersten Schnee, rennen schnell heraus, machen Selfies. Ganz nach meinem Geschmack. Ich mache mit. :-) 

Samstag, 31.1., 22.32 Uhr: Ich bin so glücklich. Ich habe es geschafft. Nun stehe ich unter der Dusche, die leider etwas kalt ist, weil alle anderen vor mir schon dran waren. Aber ich freue mich, alleine zu sein, mich in Ruhe fertig zu machen. Denke darüber nach, was mir die letzten zwei Wochen passiert ist. Viel war es! Sehr viel! Ich habe mich überwunden, meine Grenzen. Es war manchmal hart. Dieses Loslassen! Loslassen musste ich in jeder verdammten Übung - und es wurde nicht etwa jeden Tag leichter. Nein, im Gegenteil, eher schwerer. 

Freitag, 23.1., 15.33 Uhr: Krass: Ich werde getackled. Wirklich. Eine der Tänzerinnen hat mich zu Boden gebracht. Wir müssen gerade in den Körper der Anderen kriechen, nun bin ich dran, muss mich auf dem Boden legen, meine Kolleg*innen beginnen ihr Werk. Und es ist gar nicht so schwer für mich. Sie mögen vor allem meinen Bauch und versuchen durch ihn in mich hineinzukriechen. Ehrlich gesagt fand ich es schwieriger, der Aggressor zu sein, derjenige zu sein, der versucht in den Körper einer anderen Person einzudringen. Es erinnert mich an Szenen von Body Horror Legende David Cronenberg. Ich will das nicht. Ich bin zart und zurückhaltend. Und mal wieder vergeht die Zeit für mich soooooo langsam. Wie bei fast allen Übungen, die wir so machen.

Sonntag, 25.1., 3.45 Uhr: Mit Danton, Fabien, Gui und Joao bin ich bei einer großen Gay Party. Ich liebe diese Jungs. Mann, denke ich mir, ich will immer mit ihnen weggehen, es ist so schön. Ich fühle mich so wohl. Vom ersten Moment an habe ich mich zu diesen ganzen Menschen hingezogen gefühlt. Wir arbeiten so intensiv zusammen, wir müssen uns mögen. Und ich lasse es zu. Ich kann es! Und vor allem mit diesen Jungs. Wunderbar. Ist das Glück?


Bild von Koen Cobbart
Samstag, 7.2., 0.03 Uhr: Was bleibt? Das Loslassen bezog sich vor allem auch auf andere Menschen. Die so vielfältig waren und die mit mir zwei Wochen verbrachten, die so intensiv, so wunderschön waren - und mich so bereichert haben. Wir sind uns näher gekommen. Und es hat uns verändert. Inwiefern verändert? Da sind sehr viele Dinge zu nennen, die allerdings sehr privat sind. Zu privat. Selbst für mich. Sie haben mit tiefen Gefühlen zu tun, mit Ängsten auch, mit Intimität. Klar, ich kann äußern, dass wir alle sehr körperlich und sehr liebevoll miteinander umgegangen sind. Umarmungen, Küsse, Liebkosungen - das war alles normal zwischen uns. Viele Komplimente haben wir uns gemacht, uns gestützt, uns gekümmert. Aber da ist auch so vieles passiert, was ich so nicht sagen kann, was mit mir geschehen ist. Ja, ich habe mich geändert, ja, diese Erfahrungen haben etwas mit mir gemacht. Ich habe mich anders kennengelernt. Und das finde ich sehr schön. Das scheint auch anderen aufzufallen. Das ist gut! Noch etwas: Das sind alles nur ausgewählte Aspekte meiner gesamten Zeit. Da gibt es so viele Anekdoten und so viele Erfahrungen zu berichten, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Das wird alles noch verarbeitet. Alles! In Geschichten ... :-)

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