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Es werden Posts vom August, 2015 angezeigt.

Theke.Texte.Temperamente - Zwei Export und eine gemischte Tüte

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Schon die Altvorderen wussten unter rostigen Trinkhallendächern: Ein kühles Bier stößt man nicht von der Tischkante, schon gar nicht am Stehbierausschank, wo die Seismologen des Belanglosen auf die Chronisten des Unvermeidlichen treffen. Und so wurde von den Durstlöschbeauftragen des t.t.t - Teams ein schöner Ort für die nächste Veranstaltung gefunden: Eine malerische Trinkhalle, unweit des Qualitätsecks in Sachsenhausen, schön auf einem Grasstreifen an der Krezung Holbeinstraße / Burnitzstraße gelegen. So ist etwa "Der kleine Versager" kein Aufklopfgetränk für kioskaffine Junggesellinnenabschiede, sondern ein von triefender Schwermut durchzogene s Meisterwerk der Hochkomik, so wissen es zumindest die Kulturgazetten zu berichten. Geschaffen wurde dieses Werk von Igor Semyonowitsch Shteyngart, der, geboren in Leningrad, es später vorzug, sich Gary Shteyngart zu nennen. Seine Kindheit wurde geprägt durch das Fehlen eines Fernsehgerätes und das Tragen schrecklicher Hemden, wo

Meine Erlebnisse als Pädagoge (11-15)

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Meine Erlebnisse als Pädagoge (11): Ich war mal bei einem Praktikum an der gleichen Grundschule wie mein Lieblingsneffe. In einer großen Pause sprang er um mich herum und ich sah, dass der Schnürsenkel an seinem rechten Schuh offen war. Ich bedeutete ihm mit Zeichen, dass er ihn zubinden sollte, aber er lachte nur. Ich sagte: Komm her! Und dann band ich ihn halt zu, ich bin ja schließlich ein konsequenter Pädagoge.  Am Mittag hatten wir eine Konferenz und es wurde über Maßnahmen geredet, wie man "wilde Jungs" etwas zähmen könnte. Ich war leicht irritiert (ihr wisst schon, ich denke: Kinder sind halt da, um laut und nervig zu sein, das ist ihr Job!) Da schaut mich meine anleitende Lehrerin an und sagt: "Sie spricht von Schülern wie dem, dem du heute morgen den Schnürsenkel zugebunden hast!" Ich lächle sie an: "Das war übrigens mein Neffe!" Sie sagt nur: "Oh!" und schaut peinlich berührt nach vorne. Meine Erlebnisse als Pädagoge (12): I

Bahnhofsviertelnacht 2015

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Auch dieses Jahr bin ich bei der Bahnhofsviertelnacht vertreten und zum dritten Mal hintereinander im Programm der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt. Nachdem ich vor zwei  Jahren eine kleine Präsentation zur RotZSchwul gemacht habe, im letzten Jahr im Waschsalon in der Moselstraße lesen durfte, gibt es dieses Jahr einen neuen Höhepunkt: ich lese in einem wunderschönen Oldtimer Bus. Yeah! :-) Wer mich hören möchte, ich bin um 19.40 und 22.20 Uhr dran - und lese aus einer noch unveröffentlichten Geschichte vor. Eine Weltpremiere also! Denn die Story wird es dann erst ab Mitte September in der Anthologie "Frankfurter Verkehrsliteratour" zum Lesen geben. :-)  Der Botanische Garten, den man über den Grüneburgpark erreicht, war mein erster Zufluchtsort in Frankfurt. Mein erster Ort, den ich als Heimat betrachtete. Ich kämpfte in den ersten Monaten in Frankfurt nicht nur mit Fremdheitsgefühlen, sondern auch mit Liebeskummer, schwerem Liebeskummer. Es war klar

Meine Erlebnisse als Pädagoge (6-10)

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Meine Erlebnisse als Pädagoge (6): "Herr Plastikgras, bitte zum Hausmeister kommen! Schnell!" So schallte es durch die Schulflure. Ich saß unschuldig im Büro der Schulsozialarbeit und dachte: Whuuuuut?! Meine Kollegin schaute mich belustigt an: "Was hast du denn jetzt schon wieder ausgefressen, Jannis?!" - "Äh, nix!"  Eine Regel gab es an dieser Schule: Leg dich niemals mit Frau K. aus dem Sekretariat an - und niemals mit Werner, dem Hausmeister. Ich raste also über den Schulhof, immer mit Überlegungen, was ich falsch gemacht haben könnte. Die Schlüssel-Krise: erledigt! Die Sporthallen-Krise: Nein, damit hatte Werner nix zu tun, war aber auch schon erledigt! Hm ... Vollgeschwitzt gelangte ich an die Türe seines Raums, klopfte. Er strahlte mich an, der Werner, und ich fragte: "Was ist denn passiert?"  Und er lächelte mich glücklich an: "Plastikgras! Hahaha. Das habe ich mir lustig ausgedacht, gell. Haha. Nichts ist! Warum bist du eigen

Guido Rohm: Der Vorstellungskünstler

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Das muss man sich mal vorstellen: Ohne diese sozialen Netzwerke hätte es dieses Werk nie gegeben. Wenn ich Guido Rohm nicht auf Facebook kennengelernt hätte, und er nicht Marion Vina und ich dann nicht Marion Vina. Verrücktes modernes Leben! Ja, astikos ruft euch, hatte ich euch letzte Woche geschrieben - und jetzt stelle ich euch das erste ebook, das man bei uns kaufen kann, vor. Ich durfte es lektorieren, aber sehr viel wertvollere Arbeit leisteten zuvor Guido Rohm (er schrieb die Erzählung) und Marion Vina (sie illustrierte die Erzählung). Und danach, das möchte ich auch nicht unterschlagen, stellte Nikk Schmitz das ebook her und jetzt vertreibt es Daniel Bräuer. Ein Buch ist immer eine Zusammenarbeit - und sie ist auch das, was Spaß macht. Das Schreiben oder Illustrieren an sich ist ja eine einsame Sache ... Also, worum geht es nun im Vorstellungskünstler? Alles ist. Alles ist, weil er es sich vorstellt. Eine Katze namens Van Gogh existiert nur, weil Marius sie imaginiert.

Meine Erlebnisse als Pädagoge (1-5)

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Meine Erlebnisse als Pädagoge (1): Ein schwuler Pädagoge (ich) macht einen Ausflug mit seinen Schüler/innen (7.Klasse) in die Moschee nach Darmstadt. Ein vorwitziger Schüler (Muslim) meldet sich und fragt die Dame, die die Führung macht: "Wie ist das eigentlich mit Homosexualität im Islam?" Sie schaut ihn irritiert und unsicher an, sagt dann so etwas wie: "Ja, also im Koran steht, dass das verboten ist, also ..."  Schaut mich der belustigte Schüler an und meint: "Pech gehabt, was, Jannis?!" Ich verdrehe die Augen und denke amüsiert: Mistkerl!  Später sitzen wir im Freizeitraum der Moschee-Gemeinde, die Kinder spielen, die Dame wendet sich an mich, sagt: "Also, vorhin, also, das tut mir Leid, also, das ist ja nicht meine persönliche Meinung, ich habe gegen diese Leute nichts." Und ich denke: Lady, das macht es jetzt nicht besser. Aber sage: "Schon gut! War sonst eine sehr informative Führung, danke!" und lächle sie allerliebst an.