Marrakesch - Von Star Wars, neuen Flughäfen und dem Präsidenten


Die New York Times schlug kürzlich etwa 50 Orte in der Welt vor, die man 2017 unbedingt besuchen sollte, Marrakesch landete in dieser Liste auf Platz 11. Völlig zu unrecht, wie ich finde. So weit vorne gehört diese bunte und sicher sehr schöne Stadt ganz sicher nicht. Ich möchte nicht meckern, es war ein wunderbarer Urlaub mit wunderbaren Damen an meiner Seite. Wir hatten sehr viel Spaß und erlebten ganz tolle Dinge miteinander, aber auch nicht so schöne - gerade in Marrakesch ... 
Aber mal von Anfang an: der neue Flughafen, der im letzten Jahr eingeweiht wurde: Er ist schick und da der Boden permanent gesäubert wird, kann man da stets vom Boden essen. Es gibt auch ein paar wirklich nette Mitarbeiter*innen an diesem Flughafen, aber es gibt auch ... So hatten wir alleine am Flughafen schöne und nicht so schöne Erlebnisse. Auf dem Rückflug viel zu viel Übergepäck, was uns als Handgepäck gestattet wurde (ohne Aufpreis), doch auf der anderen Seite konnte ein Teil unserer Reisegruppe, der später ankam, nicht in Marrakesch bleiben und wurde sofort wieder nach Deutschland geschickt - das hätte man sicher auch etwas anders lösen können. Nun gut, der Fehler lag bei unseren Freunden, trotzdem. 
Wir hatten auch sehr schöne Unterkünfte und unser erster Taxi Fahrer war so nett und erstrecht der Junge, der uns dann abholte und zum Riad brachte: Hamza, der Goldige. Ich war schon etwas verliebt. Zunächst fand ich auch das Labyrinth in der Medina (Altstadt) irgendwie schön und idyllisch, doch als ich zum fünften Mal in drei Minuten einem Mofa fast zum Opfer gefallen wäre und zum zehnten Mal in fünf Minuten offensiv und unverschämt von der Seite angelabert wurde, ohne es zu wollen, entwickelte sich sehr schnell eine Abneigung gegen diesen Ort. Ich verstehe es, wenn Menschen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben, denken: wuhuu, da kommen reiche Ungläubige aus dem Westen, denen können wir ja mal ein bisschen Geld abknöpfen (sorry, aber!), doch ich möchte selbst entscheiden, wer mir den Weg erklären soll, wenn ich mich verirre (oder eben auch selbst suchen möchte, also keine Hilfe möchte!), ich möchte selbst nach schönen Dingen schauen und wenn ich mich für irgendwas interessiere, dann zeige ich schon mein Interesse. Ich zahle sogar viel zu viel dafür, wenn mir etwas gefällt, einfach weil ich die Handarbeit und die Mühe wertschätze (und weil es mich UNENDLICH stresst, um Geld zu feilschen!). Aber aufdrängen muss man mir gar nichts. Da habe ich keine Lust drauf. Diese Mentalität verstehe ich nicht und empfinde sie genauso als unhöflich wie es umgekehrt den Leuten mit mir gegangen ist. Doch ich war aus meiner Sicht nicht unhöflich, ich wollte einfach meine Ruhe haben. Wenn so etwas nicht akzeptiert wird, dann weiß ich halt auch nicht. So viel Feingefühl sollte man als Mensch schon haben - Kultur hin, Kultur her.
Marrakesch war einfach nicht mein Ort. Das heißt nicht, dass ich den Ort hasse, es heißt nicht, dass ich den Ort hässlich finde. Aber er ist auch nicht schön, so insgesamt. Manche Stadtteile sind heruntergekommen, schmutzig und gar nicht ansehnlich, andere sind aufgeputzt und ganz schön. Marrakesch hat den wunderbaren Jardin Majorelle, den ich hier bereits vorgestellt habe. Und sonst muss man echt lange suchen, bis man etwas Spannendes findet - das Fotografiemuseum zum Beispiel, das eine oder andere Restaurant oder Cafe, der eine oder andere Platz. Aber Platz 11 in dieser Liste??? Nein, wirklich nicht! Und dann diese unsägliche Djeema el fna: mit ihren Theaterstücken, Musikern, Boxkämpfen, Schlangenbeschwörern und viel zu vielen Menschen. Ich fühlte mich da extrem unwohl. Mal abgesehen davon, dass in jeder Minute ein anderer Tourist beklaut wird. 
Aber nun rückblickend kann ich sagen, dass ich in Marrakesch viel fürs Leben gelernt habe. Weil ich meinen Groll, meine grumpyness so leicht dort ausleben konnte, und es mich schon selbst nervte, musste ich neue Strategien lernen, den Urlaub trotzdem genießen zu können, wieder runterzukommen und zu versuchen, das Schöne in allem zu sehen. Das kostete etwas Kraft und nervte gelegentlich auch. Doch als ich nach Deutschland zurückkam und den ersten Arbeitstag hinter mir hatte, merkte ich, wie gelassen ich geworden bin. Die Mofas hatten es nicht geschafft mich zu töten, die ständigen Bittsteller*innen waren in Marokko anstrengender als alle meine Klient*innen, die ständig Unmögliches von mir verlangen (Wohnungen! Wohnungen! Wohnungen!), und die Langsamkeit in Marokko färbte eindeutig auf mich ab - letztendlich. Zwei Wochen Marokko hatten mich entschleunigt. Ich dachte plötzlich: wenn die so langsam sein können und es überleben, dann kann ich das auch. Ich bin entschleunigt - ich renne auf keine Trams, stopfe mich nicht in überfüllte Bahnen und bei der Arbeit wird erstmal mit allen Sprachmittler*innen, Securitys und mit den Klient*innen im Wartezimmer getratscht, bevor irgendwas gearbeitet wird. Und wenn die Klient*innen nicht mehr aufhören zu erzählen, lasse ich sie geduldig ausreden und denke: das gehört halt dazu - in Marokko passierte nichts ohne irgendeine Story, die nebenbei erzählt wurde. Es ist halt so ... :-) Deswegen habe ich im Nachhinein meinen Frieden mit Marrakesch geschlossen. Aber Platz 11? Niemals!!! ;)

























































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