schmerzwach hört: Die Alben des Jahres 2017


Was viele nicht wissen: ich höre ja viel Musik, denn ich brauche ständig Geräusche um mich herum und ich brauche Input, Input, Input. Permanent schaue ich eine Serie oder höre bei allen Gelegenheiten eben Musik. Meistens sind das dann wilde Mixe. Seltener höre ich ganz bewusst Alben von vorne bis hinten durch. Ich glaube auch, dass es sehr schwierig ist, ein durchgängig spannendes Album zu produzieren. Zumindest ist das mein Eindruck, der sich immer wieder bestätigt - oder ich habe einen merkwürdigen Geschmack. ;-)
Diese Auswahl meiner zehn Lieblingsalben ist natürlich rein subjektiv und zeugt vermutlich von meinem schrägen Geschmack - denn, um hier genannt zu werden, müssen die Interpreten*innen eher ungewöhnliche Musik machen, sonst langweile ich mich zu schnell. Andererseits müssen sie es meines Erachtens schaffen, ein Album zu produzieren, das wie eine Sinfonie funktioniert - jedes Lied ist an der passenden Stelle und kann nirgends anders stehen; außerdem sollte es einen Aufbau geben, eine Klimax und ähnliches - wie in einem Buch. Wer schafft das schon?

1. Rationale - Rationale


Dieses Jahr entdeckte ich ein paar Bands und Interpreten*innen, die ich ganz außerordentlich finde: von der Musikalität her, von der Stimme, von der Art der Musik. Und Rationale gehört auf jeden Fall zu. Jedes Lied auf dem Album sitzt. Jedes hat seinen eigenen Reiz und saugt einen ein. Das beginnt bei Re.up: es dauert fünf Sekunden und ich bin drin, ich bin überzeugt, ich will da sein, wo ich bin. Es mag sein, dass andere Menschen dieses Album drei Mal anhören müssen, um es zu begreifen, aber da hat sich ein Künstler wirklich Jahre Zeit gelassen, alle Lieder eines Albums so perfekt einzuspielen, dass sie ein Gesamt-Kunstwerk bilden. Ich bin restlos davon überzeugt und möchte euch dringend raten, dieses Album rauf und runter anzuhören - ihr werdet bei jedem Anhören eine neue Perle entdecken. 

2. Cristobal and the Sea - Exitoca 


Es war November, das Wetter war diesig, ich war kurz vor der Winterdepression - und ich hatte mich an meiner Musik überhört. Und ich verfluchte YouTube und Spotify, weil sie es nicht schafften, mir etwas Neues zu zeigen, was mich richtig upliften kann. Also, gab ich bei Browse Neuerscheinungen ein und suchte mich mal durch - wie immer: interessante Bandnamen, draufklicken, ein paar Sekunden reinhören und dann weiter drücken oder dabei bleiben. Und bei Cristobal and the Sea war ich schon beim ersten Lied GEFLASHT. Ich fragte mich: was ist denn da los? Wo kommen die denn plötzlich her? Warum machen die das, was sie machen? Ich weiß, 90 von 100 Leser*innen des Blogs werden sagen: WHAT? Nervt! Nervt gewaltig! Ich jedoch liebe die Musik dieser ungewöhnlichen Band. Mir macht das gute Laune und rettete mich durch den November: Danke, Cristobal and the Sea! Macht weiter so!

3. alt-J: Relaxer


Videos, die Geschichten erzählen, Lieder, die Geschichten erzählen, Alben, die Geschichten erzählen. alt-J ist wohl meine Lieblingsband. Ich mag alles an denen, kenne keinen Kritikpunkt. Mir gefällt einfach, was sie tun, wie sie es tun. Sie bringen einem die Lust an Videos zurück, sie erfreuen uns mit Alben, die perfekt durchkomponiert sind und ich glaube keine andere Band hat es bisher geschafft, drei starke Alben hintereinander zu produzieren, bei denen man sich kaum entscheiden kann, sie Lieblingsalbum zu nennen. Ihre Musik ist episch, vielleicht sogar dramatisch - und wirkt auf den ersten Blick vielleicht so etwas wie "esoterisch". Ich kann nur jedem empfehlen, sich mit dieser Band zu befassen.

4. St. Vincent: Masseduction


Das Jahr der Überraschungen und das Jahr der Dramatik. WTF?! Was ist bei St. Vincent los? Was ist das für ein starkes Album? Masseduction ist so bunt und facettenreich wie die Videos. Es macht gute Laune und verstört trotzdem. Selten so etwas ambivalentes gerne angehört. Kunst kann gefallen, Kunst kann verstören. Masseduction ist auf jeden Fall Kunst. Für mich! Annie Clark, die Sängerin, hat hier die Platte gemacht, die Lady Gaga vermutlich immer meinte, aber nie abgeliefert hat, weil sie sich bei ihren Performances zu stark verrenkt hat oder sich eine Erkältung zu viel (wegen Nacktheit) eingefangen hat. St. Vincent ist konsequenter und kann trotzdem gefallen. Wow!

5. Curtis Harding: Face your fear


Glücksgefühle, froh am Leben zu sein, Liebe, sein dürfen, wie man ist ... Hört euch: "Need your love", schaut euch dieses wunderschöne Video an - und ihr habt ein Stück vom Himmel erhalten. Funky music kann einen so beleben und dieser Curtis Harding hat eine sagenhafte Stimme. Ich fühle mich in Zeiten zurückversetzt, in denen ich noch gar nicht lebte. Das ist ein wundervolles Album mit vielen schönen Ideen und Beats, das macht Spaß, man wünscht sich in einem kleinen Jazzkeller zu sein, mit ein paar echt guten Freunden*innen und einem Curtis Harding, der für einen singt. Ist das der Himmel?

6. Dean Lewis: Same Kind of Different


Waves. Boah! Ist das das Lied des Jahres? Wie stark ist das denn? Sofort habe ich mich in dieses Lied verliebt. Sofort. Und das schöne Video. #heart Doch auch die anderen Lieder können was. Tolle Stimme, tolle Stimmung. Aber was ist da los? EP oder kurzes Album? Ich hätte gerne mehr davon gehabt. 

7. The XX: I see You


Oli soll an meinem Bette stehen und für mich singen. #bigheart Ich liebe seine Stimme und ich liebe diese Band. Ich liebe auch Jamie XX als Solokünstler, ach, ich liebe alles, alles. Und dieses Video mag ich auch so gerne. Bei The XX war ich auf dem Konzert und es war eines der Besten. Ich mochte sie live genauso wie ich sie zuhause hören kann und möchte. Dieses Album zeigt mal wieder alles, was diese Band kann. Say something loving ist zum Beispiel wunderwunderwunderschön melancholisch. 

8. Shout Out Louds: Ease my mind


Ach, diese Band mochte ich auch schon immer. Das macht gute Laune und langweilt nicht, ist immer ein bisschen wie Urlaub, leicht und doch mit melancholischen Anklängen - aber immer gerade so, dass man es noch mag und es feiern kann. Hören sich nach amerikanischem Indierock an, sind aber astreine Schweden, die sich an einer Kunsthochschule kennenlernten. Ich finde auch dieses Album sehr gelungen!

9. Benjamin Clementine: I Tell a Fly


Der Typ ist einfach genial! Ein wahrer Künstler! Crazy. Schräg. Ungewöhnlich. Und soooooo talentiert! Ich glaube wirklich, dass dieser Mann ein Ausnahmetalent ist und in ein paar Jahren mit solchen Superstars wie Prince und Michael Jackson verglichen werden kann. Natürlich macht er sehr viel ungewöhnlichere Musik, die ganz sicher nicht Mainstream ist, aber wer seine Musik kennenlernt und etwas offen ist, entdeckt sofort, wie besonders das ist, was dieser Musiker macht!

10. Oscar And The Wolf: Infinity


Diese Stimme! Diese melancholischen Lieder? Diese Atmosphäre. Ich mag Oscar And The Wolf so sehr! Mir wird nie langweilig, ich entdecke immer wieder eine neue Facette, entdecke immer wieder eine kleine Sound-Überraschung. Einfach schön!

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